Die 14 Tore, die den Burgweg schirmen, sind das Wahrzeichen von Hochosterwitz. Ihre äußerst geschickt und technisch richtig durchgeführte Anlage machte die Burg erst uneinnehmbar, da der Gegner Tor für Tor erobern musste, dabei aber von allen Seiten einem Angriff ausgesetzt war. Wie an alles gedacht war, beweist z. B. die Verteilung der Feuerstellen, die zum Abfeuern der Kanonen und sonstigen Feuerwaffen in der damaligen Zeit unumgänglich notwendig waren. Eine italienische Vorschrift vom Jahr 1611 lautet: Da das Wiederanzünden mittels Stahl, Stein oder Zunder und Schwefel den Soldaten im Freien oft durchaus unmöglich ist, sollen bei jedem Tor und jeder Bastion Herde mit Kohlenfeuer vorhanden sein! Auch war vorgeschrieben, stets auf den Wachstuben zwei Lunten brennend zu erhalten. In Hochosterwitz war in dieser Hinsicht in folgender Weise Vorsorge getroffen: Die Feuerstelle im zweiten Tor war auch für das erste und dritte ausreichend. Das vierte Tor hatte in dem dazugehörigen Wachturm seine Feuerstelle. Im fünften Tor war eine solche vorhanden. Die beim sechsten Tor nun nicht mehr bestehende Feuerstelle an der Bastionsecke hatte für dieses und das siebente Tor zu dienen. Für das achte und neunte Tor war eine Feuerstelle im Wachturm vorhanden, während die Tore 10, 11, 12 und 14 ohne Schwierigkeit von den beiden Feuerstellen des Tores 13 versorgt werden konnten. Dass diese Feuerstellen auch für sonstige Bedürfnisse der Mannschaft in Verwendung waren, bedarf wohl keiner besonderen Erwähnung. In gleicher Weise wie die Erhaltung des Feuers war auch das Bereithalten von Wasser für die Verteidigung insofern eine Notwendigkeit, als durch dasselbe die Wirkung der geschleuderten Brände zu verhindern war und auch gegen Zufallsbrände im Innern der Befestigungsanlagen vorgesorgt werden musste. Die Tore und Wachttürme waren jedenfalls mit Wasserbehältern für genannte Zwecke ausgerüstet, von welcher noch drei Stück in Original im großen Burghof aufgestellt sind.

Grundriss-Burg Hochosterwitz

Alle 14 Burgtore mit Namen

  1. Fähnrichtor, 1580
  2. Wächtertor, 1577
  3. Nautor, 1583
  4. Engelstor, 1577
  5. Löwentor, 1577
  6. Manntor, 1578
  7. Khevenhüllertor, 1580
  8. Landschaftstor, 1570
  9. Reisertor
  10. Waffentor 1576
  11. Mauertor, 1575
  12. Brückentor
  13. Kirchentor, 1578
  14. Kulmertor, 1575

Das Fähnrichtor

 

 

Fähnrichtor-Burg Hochosterwitz-Khevenhüller Garde_Foto August Zoebl
Fähnrichtor, Foto: August Zoebl

Benannt nach den fahnenschwingenden Landsknechten in den Farben „schwarzgelb“ und „rotweiß“ (Khevenhüller und die Landesfarben), deren spärliche Farbreste als Freskomalerei seitlich des Toreinganges eine künstlerische Hand verraten. Der Bau selbst zeigt eine besondere, wohldurchdachte Ausgestaltung. Das Erdgeschoss besteht zunächst aus zwei nach hinten offenen tonnengewölbten Räumen: die Durchfahrt und daneben ein Raum, wo ein Geschütz aufgestellt war. Die freiliegende Stiege, unter welcher der Zugang zu einer Schussspalte ausgespart ist, vermittelte den Verkehr mit dem Obergeschoss und mit dem Wehrgang des vorgeschobenen Torteiles, welcher mit Ausschussöffnungen die Flankierung der ganzen Torfront besorgte. Edel wirkt die Torumrahmung aus weißem Kalkstein und grünem Schiefer, die als Krönung ein Marmorrelief trägt, das Jesukind mit Fahne und Lamm (1580). Darüber wurde erst in späterer Zeit ein vom Hochschloss stammender Wappenstein der Khevenhüller und eine Inschrifttafel (1575) mit einem Segensspruch angebracht. Das eisenbeschlagene Tor ist noch das ursprüngliche, es war bemalt und trug als Türklopfer die schweren, bronzenen Widderköpfe, die gegenwärtig in den Sammlungen aufbewahrt werden. Bemerkenswert ist noch rechts unten an der vorderen Ecke der eingemauerte graue Stein mit dem Brustreliefbild der Margarete Maultasch, jener Herzogin von Tirol, die der Sage nach die Burg vergebens belagerte und nur durch eine Kriegslist zum Abzug gezwungen wurde. Mehrere Monate hätte sie die Burg belagert, um sie auszuhungern; da wären ihr unerwartet, eingenäht in eine noch blutige Stierhaut, Brot und andere Lebensmittel von oben zugeworfen worden, als sichtbares Zeichen, dass die Besatzung noch immer über genug Proviant verfüge.

Das Khevenhüllertor

Das prächtigste sämtlicher Tore. An der gediegenen Renaissanceumrahmung des Torbogens zeigt der Schlussstein aus weißem Marmor das Khevenhüllerwappen, einen Löwenkopf und 1580, darüber im Relief das Brustbild des Bauherrn Georg Khevenhüller, gerüstet, jedoch ohne Helm, in der Rechten den Kommandostab haltend, die Linke in die Hüfte gestemmt, die Feldbinde über dem Harnisch. Georg hat sich hier als Armeeführer darstellen lassen, eingedenk des Türkenzuges vom Jahre 1578, der in Megisers Landesgeschichte nach den Aufzeichnungen des Pastors Chistalnig ausführlich beschrieben ist. Ähnlich ist die Darstellung – und immer mit der Feldbinde – als knieender Ritter aus Holz in Naturgröße in den Sammlungen der Burg und auf dem Gruftdeckel aus rotem Marmor in der Villacher Pfarrkirche als liegende Reliefgestalt. Der Text der Inschrifttafel ist auf Seite 17 erwähnt worden. Hinsichtlich der Stellung des 7. und 8. Tores ist zu bemerken, dass die Terraingestaltung mit der zurücktretenden Felslehne, dem weit vorgeschobenen Steilhang und der dazwischen liegenden Vorstufe den Baumeister dazu bestimmte, den Burgweg auf den Rand der Vorstufe zu verlegen und die Tore durch bewehrte Mauern an die Felslehne anzuschließen und mit geschobenen Bastionen das tiefer gelegene Plateau zu sichern. Die Durchfahrt des Tores gegen die Vorderseite war mit einem zweiflügeligen Tor gegen die Rückseite mit einem großen Fallgitter abzusperren, dessen Mechanismus im Obergeschoss angebracht war, während vom zweiten Obergeschoss gegen den nahe herangerückten Feind aus den Fußschartenschlitzen (machiculis) geschossen werden konnte.